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Stefan Heymann

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Foto-Regeln

In jedem guten Buch zum Thema Fotografie kann man nachlesen, dass es nicht möglich sei, Regeln für gute Fotos aufzustellen. Natürlich kann man keine Regeln für eine künstlerische Tätigkeit aufstellen, denn genau diese Regel-Losigkeit macht ja die Kunst aus.

Aber mal ehrlich: Wer von uns betreibt denn die Fotografie schon der Kunst wegen? Die meisten möchten doch einfach nur gute Fotos machen, als Erinnerung an schöne Momente in ihrem Leben, an Urlaube, Kinder, Bekannte und Verwandte! Und für die habe ich hier meine persönlichen Regeln zusammengestellt:

Regel 1: Ran ans Motiv!

Das übliche Foto wird im Format 9x13 oder 10x15 Zentimeter abgezogen. Das ist nicht viel Fläche, die muss man ausnutzen. Also: Format füllend aufnhemen, ran an das Motiv, entweder körperlich oder mit dem Teleobjektiv. Bei Zoom-Objektiven (die heute ja oft eingesetzt werden) immer so nah ranzoomen, dass nur noch das auf dem Bild ist, was drauf soll (also z. B. der Kopf der Person, die man fotografieren möchte).

Wer mit einer digitalen Spiegelreflex arbeitet, kann diese Regel etwas einschränken. Hier ist es manchmal von Vorteil, etwas "Luft" um das eigentliche Motiv zu haben, so dass man das Bild noch gerade ausrichten oder etwas beschneiden kann.

Regel 2: In die Knie gehen!

Die Perspektive, die man hat, wenn man einfach aufrecht steht, kennt sowieso jeder. Also: bei Aufnahmen von (auch nur kleinen) Personengruppen, Sportlern und vor allem Kindern in die Knie gehen.

Das gibt einfach bessere Bilder, der Hintergrund (Bäume im Freien, oberer Teil der Wände in Innenräumen) ist oft ruhiger und der Betrachter kann sich besser aufs Motiv konzentrieren. Kinder sehen natürlicher aus, wenn man sie aus ihrer Perspektive fotografiert; gerade hier darf man nicht aufrecht stehen bleiben.

Abwandlung von Regel 2: Auf den Boden legen.

Regel 2+: Aufsteigen

Die Abwandlung von Regel 2: Anstatt in die Knie zu gehen, erhöhen wir unseren Standpunkt (wie, das möchte ich hier nicht weiter ausführen. Nicht dass mir noch Schadensersatzklagen wegen zerkratzter Autodächer kommen. Oder Schmerzensgeldforderungen leidgeplagter Fotografen-Gatt(inn)en).

Regel 3: Im richtigen Moment abdrücken

Jeder von uns macht die Augen kurz zu oder schaut mal etwas untypisch drein. Also einfach nur in dem Moment abdrücken, in dem die Person so aussieht, wie sie einfach aussieht. Bei jeder Szene gibt es immer wieder „entscheidende Momente“ (Decisive Moments) oder „einzigartige Momente“ (Unique Moments) – die gilt es zu erkennen und dann dann auf den Auslöser zu drücken.

Zu schwierig? Genau hinschauen und mehrere Aufnahmen machen (vor allem bei Menschen-Aufnahmen).

Im falschen Moment abgedrückt? Regel 6 beachten.

Regel 4: Die 2:1-Regel

Dies ist die ultimative Regel zur Bildgestaltung: Stellen Sie sich das Foto in drei gleich große horizontale bzw. vertikale Streifen zerschnitten vor. Bringen Sie Ihre Motive an den Trennlinien dieser Drittel unter.

Also: Horizonte nicht durch die Bildmitte (50 %) laufen lassen, sondern genau durch das obere (33 %) oder untere (66 %) Drittel der Bildhöhe. Einzelne Personen nicht genau in der Mitte platzieren, sondern auf der Trennlinie zwischen linkem oder rechtem Drittel.

Beispiel

Regel 5: Langweiliges Licht

Landschaften können in der Natur beeindruckend sein, selbst wenn das Wetter mal nicht so mitmacht. Auf einem Foto können sie dann langweilig sein, weil das Licht zu gleichmäßig (bedeckter Himmel) oder zu grell (Mittagszeit im Sommer) war. Also warten, bis besseres Licht kommt (frühmorgens, morgens, abends, nächster Tag). Vielleicht kommt ein paar Minuten später schon ein einsamer Sonnenstrahl durch, der der ganzen Szene einen Licht-Tupfer verpasst.

Keine Zeit? Macht nichts - trotzdem abdrücken! Wir sind ja (siehe oben) keine Künstler, sondern wollen nur ein Foto von dieser schönen Landschaft.

Regel 6: Aussortieren

Sortieren Sie schlechte Bilder (unscharf, verwackelt, schlechter Ausschnitt, usw.) gnadenlos und sofort aus. Entweder (digital) beim Sichten am Computerbildschirm oder (analog) gleich im Fotoladen beim Abholen.
Aufnahmen von Personen, die unglücklich getroffen sind (Augen ganz oder halb geschlossen, für die Person untypischer Gesichtsausdruck, unscharf): wegwerfen.
Langweilige Landschaftsaufnahmen: wegwerfen.

Abwandlung dieser Regel: Wenn Sie schon bei der Aufnahme wissen, dass sie nicht Ihren Vorstellungen entspricht: machen Sie die Aufnahme nicht.

Und wenn von einem 36er-Film nur 20 Aufnahmen übrig bleiben? Dann haben Sie 20 gute Bilder – und das ist doch das, was Sie wollten! (und weswegen Sie gerade diese Seite lesen)

Regel 7: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Vermeiden Sie es, Menschen beim Essen und Trinken, bei der Verrichtung der Notdurft, beim Bohren in Nasen und Ohren, beim Kratzen und anderen intimen Tätigkeiten zu fotografieren. Oder Menschen, die krank sind oder leiden. Lassen Sie's einfach bleiben. Ausnahmen sollten Sie nur mit Einverständnis der Fotografierten machen. Beachten Sie ansonsten Regel 6.

Regel 8: Dia-Schau kurz halten

Diese Regel ist eigentlich ein Sonderfall von Regel 7 ... (und sie stammt ganz offensichtlich noch aus der Analog-Ära)

Eine Dia-Schau darf nur aus maximal 50–100 Bildern bestehen. Wenn schon nach 15 Minuten das Licht wieder angeht und Ihre Zuschauer nach mehr Bildern schreien, dann können Sie ja noch Magazine nachschieben (natürlich haben Sie schon welche vorrätig ...). Nichts ist langweiliger als eine mehrstündige Dia-Schau, womöglich zur selben Reise oder zum selben Reise-Ziel.

Ausnahme: Sie heißen Leosch Schimanek, haben gerade mal wieder ein paar Monate in Kanada verbracht und halten Ihre Dia-Schau mit mindestens 20 Projektoren im Kupferbau in Tübingen ab. Bitte geben Sie mir vorher Bescheid :-)


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Stefan Heymann 1999/2000. Letzte Bearbeitung 2013-08-20