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Stefan Heymann

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Wässerung von S/W-Negativen

oder: Die "Ilford-Methode"

In älteren Laborbüchern liest man, dass man S/W-Negative nur durch intensives Wässern mit riesigen Mengen an Wasser archivfest auswässern kann. Für die verschiedenen Entwicklungsdosen gibt es sogar spezielle Schläuche (z. B. Jobo Cascade), mit denen man die Dose einem kontinuierlichen Wasserdurchfluss aussetzen kann.

Es gibt heute viel Wasser sparendere Methoden. Diese möchte ich hier etwas ausführlicher vorstellen. 

Grundsätzliches

Die Idee, auf der die "neuen" Wässerungs-Methoden basieren ist folgende:

Nach dem Fixieren befinden sich Fixiersalze (Thiosulfat) in der Gelatineschicht des Films. Wenn diese Schicht mit frischem Wasser in Kontakt gebracht wird, entsteht ein Konzentrations-Gefälle zwischen der Schicht und dem Wasser, das dazu führt, dass das Salz aus der Schicht ins Wasser diffundiert, um ein Konzentrations-Gleichgewicht herzustellen. Je größer das Gefälle (je mehr Fixiersalz also noch in der Schicht ist), desto schneller läuft diese Diffusion ab.

Ein frisch fixierter Film wirft also gewissermaßen schon mal die Hälfte seiner Fixiersalze von sich, wenn er bloß mit Wasser in Berührung kommt.

Die Grundidee ist also, den Film in der Dose zu lassen, das Wasser immer wieder zu wechseln und ständig zu kippen. Dadurch, dass das Salz immer langsamer aus der Schicht kommt, muss bei jedem Durchgang öfter bzw. länger gekippt werden.

Die Diffusion ist außerdem temperaturabhängig, es sollte also nicht mit kaltem Wasser gearbeitet werden. Idealerweise nimmt man auch für die Wässerung (wie für die Entwicklung) Wasser von 20 °C, dann bekommt der Film keinen Temperaturschock.

Ablauf

Das ganze sieht also z. B. so aus *)

Oder, eine andere, von Ilford in seinen Datenblättern beschriebene Technik:

Nach diesem Eintrag in den Ilford-Datenblättern heißt die ganze Wässerungsmethode heute umgangssprachlich die Ilford-Methode (obwohl sie nicht von Ilford erfunden wurde).

Welche von den beiden man nimmt, ist völlig egal. Wichtig ist, dass die Verweilzeit (die ja über die Anzahl der Kippungen gesteuert wird) zunimmt.

Der Film ist danach archivfest ausgewässert. Der Wasserverbrauch ist minimal (ca. 2 Liter Wasser für eine Rollfilm-Spirale).

Anchell/Troop sagen in ihrem "Film Development Cookbook", dass die Dose nach dem Kippen jeweils noch 5 Minuten stehen bleiben soll. Und dass das in den anderen Quellen fälschlicherweise fehlen soll. Die Fachwelt streitet sich, ob die 5 Minuten wirklich nötig sind. Ich lasse die Dose nach dem Kippen immer etwas stehen und nutze die Zeit, um das Labor nach und nach schon mal wieder aufzuräumen.

Leitungswasser oder destilliertes Wasser?

Die Vermutung liegt nahe, dass sich das ganze Verfahren durch destilliertes Wasser beschleunigen lässt, da hier die Konzentrationsdifferenz höher ist. Trotzdem ist normales salzhaltiges Leitungswasser das richtige Mittel. Wässern ist auch ein Ionentausch: keine Ionen, kein Tausch. Destilliertes oder demineralisiertes Wasser ist also ein schlechteres Wässerungsmittel.

*) Nachzulesen in: Faszination Schwarzweiß-Fotografie, Thomas Maschke, Augustus Verlag, ISBN 3-8043-5128-X

Weitere Quellen


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Letzte Änderung: 2011-01-24 (URL von Rolf Süßbrich)